St. Georgskirche
Marbach

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Kirche und Kapelle

Ge­schicht­liches über die St.Georg­kirche

Marbach wird wahrscheinlich 831, anlässlich einer Schenkung an das Galluskloster, zum erstenmal urkundlich genannt. Die St.Georgskirche dürfte als Eigenkirche gegründet worden sein und wird erst 1255 ausdrücklich erwähnt. Sie war die Mutterkirche der Bewohner von Marbach, Lüchingen, Altstätten, der appen­zellischen Landleute am Berg, von Rebstein und Balgach.

Den ursprünglichen Beweis für diese ursprüngliche Grosspfarrei lieferte der älteste Kirchenrodel, in dem das reiche Marbacher Kirchengut aus diesen Gemeinden für seine Bedeutung im Mittelalter zeugt. Spärlicher sind die Nachrichten über die Bau­geschichte. Dank des Interesses von Pfarrherr, Kirchenrat und Bevölkerung sind sie zu Beginn der gegenwärtigen Renovation durch eine Ausgrabung bedeutend erweitert worden. 

Das älteste St.Georgskirchlein, übrigens mit dem einzigen solchen Patrozinium im Rheintal, ist rittlings auf den Moränenhügel gesetzt worden und, wie Pläne belegen, zum heutigen Umfang gewachsen. Von diesem war im gegenwärtigen Chor nur noch seine gerade Chorscheitelmauer erhalten. Darunter kamen zwei alamannische Gräber zum Vorschein, beide geostet, das östliche ein Knabengrab mit Pfeilspitze und Sax als Totenbeigabe. Man muss also annehmen, dass diese älteste Kirche des 8. Jh. über einem alamannischen Gräberfeld, etwa des 7. Jh., errichtet wurde.

Die folgende Kirche zeigt eine leicht eingezogene halbrunde Apsis mit an die Chorwand gerücktem Altar; in der rechten hinteren Ecke stand ein kleiner Turm, warum sie um das Jahr 1000 entstanden sein dürfte.

Rekonstruktionsversuch der hochmittelalterlich-romanischen St.Georgskirche in Marbach, um das Jahr 1000. (Nach dem Grabungsgrundriss von Dr.Benedikt Frei rekonstruiert von Georg Rimensberger. Vgl. „Unser Rheintal“ 1968, Seite 64/65)

Sie hat später eine Erweiterung durch eine beträchtliche Vor­halle er­fahren. In dieser Vor­­halle kamen drei ein­ander zu­ge­ordnete Gräber zum Vorschein, vermutlich das mittlere von einem be­deutenden Stifter. Die nächste Bauperiode des 12./13. Jh. spiegelt die Blütezeit der Pfarr­ge­meinde wieder, wie sie im erwähnten Kirchenrodel des 13. Jh. zum Ausdruck kommt.

An ein breites rechteckiges Schiff schliesst sich gegen Osten ein quadratisches Chor mit einem wuchtigen Turm, der mit seinen trutzigen Bossenquadern und der alten Glockenstube mit den doppelt und dreifach gekuppelten Schallarkaden noch heute aufrecht steht. Den Westeingang schützt ein durchgehendes Vorzeichen.

Um die Mitte des 15. Jh. entstand der gotische Bau: Das Schiff wurde verbreitert und nach damaligem Brauch ein geräumigeres, polygonal geschlossenes Chor an den romanischen Turm angeschlossen. Dieses Chor hat sich bis heute mit seinen Masswerkfenstern und der originellen Zelebrantennische erhalten. Aus dieser und der folgenden Barockzeit stammen die im Chor aufgefundenen Gräber von Marbacher Pfarrherren, nach damaliger Sitte in Chorrock und Messgewand gegen das Volk bestattet.

Das beobachtete Vorzeichen kann auf der einstigen Abbildung der Feuerbrunst von Marbach vom 14. März 1471 nachgeprüft werden. Die letzte Erweiterung schuf 1852 der bedeutende Altstätter Architekt Felix Wilhelm Kubly mit dem gegen Westen aus­holenden Schiff. Chor und Turm hat er uns als Zeugen der wechsel­vollen Bau­geschichte von St.Georg belassen.

Quellen 
Unser Rheintal 1986, Dr.Benedikt Frei
Unser Rheintal 1956, Peter Walt
Unser Rheintal 1968, Seite 64/65